Mercedes präsentierte in Stockholm sein erstes „eigenes“ voll elektrisches Auto: den EQC. Das SUV soll angeblich 450 Kilometer Reichweite schaffen und bald für rund 75.000 Euro erhältlich sein. Es ist jedoch zu rechnen das hierbei, mit der bei Mercedes üblichen Aufpreispolitik, dann leicht die 100.000 Euro Marke gerissen wird. Also wieder nur ein weiteres Nischenprodukt, das die Elektromobilität in Deutschland nicht nennenswert voranbringen wird.
Das Konzept des Fahrzeugs wirkt zwar oberflächlich betrachtet modern und futuristisch, jedoch basiert der EQC auf der veralteten Verbrennermotoren Plattform des Mercedes GLC. So hat das Auto einen aus aus alten Zeiten noch unnötig langen Vorbau, und sogar einen bei Elektrofahrzeugen absolut unnötigen Kardantunnel.
Die halbherzige Elektro Geburt wird dann voraussichtlich Frühsommer 2019 auf den Markt kommen. Eine eigenständige Basis für Elektrofahrzeuge ist bei Mercedes lt. eigener Aussage leider noch immer in der Entwicklung. Man fragt sich deshalb, was deren Ingenieure all die Jahre nur getrieben haben. Zu einer eigenen Batterieentwicklung hat es nämlich ebenfalls nicht gereicht, Batterien müssen aus dem Ausland zugekauft werden. Wenn man bedenkt das diese die wichtigste Komponente eines Elektrofahrzeugs darstellen, wird schnell ersichtlich, das Mercedes einiges wirklich nicht verstanden hat.
Um den EQC vom GLC abzugrenzen, positioniert Mercedes das E-SUV mit seiner gestreckten Dachlinie, sowie einer tief liegenden Scheibenkante, zwischen den Kategorien SUV und einem etwas zu groß geratenen Coupe. Die Front zeigt einen schwarz eingefassten, nur angedeuteten Grill, der das zukünftige Gesicht der neuen Mercedes-Marke EQ werden soll.
Das Interieur wirkt, trotz einiger futuristischer Akzente, weiterhin etwas konservativ. So kommn z.B. im Innenraum Lüftungslamellen in Roségold und anderer Schnickschnack zum Einsatz. Eben Mercedes typisch. Man will wohl seine überalterte Stammkundschaft nicht gänzlich verkraulen und greift deshalb zum großen Teil auch auf die Bedienelemente der alten Verbrennermotoren Oberklasse Modelle zurück.
Das Bediensystem mit eingeschränktem Touchscreen nennt sich bei Mercedes MBUX. Einzig eine neue Bildschirmkachel „EQ“ ist hierbei hinzugekommen. Hier werden alle neuen Elektroeinstellungen vorgenommen und sämtliche Ladeeinstellungen, Verbrauchsinfos und Energieflüsse angezeigt.
Der Rest ist heute nichts Besonderes. Es gibt eine intelligente Sprachsteuerung sowie die Möglichkeit einen speziellen, für einen kurzen Zeitraum sogar kostenlosen, Musik Streamingdienst (ähnlich Spotify) zu nutzen. Nicht nur in Punkto Musik, auch bei der Navigation kann heutzutage jedes Android Handy für 200 Euro mehr. Zu bemängeln ist auch die veraltete Bedienung. Moderne Menschen der Smartphone Generation wollen einen modernen Touchscreen, eben zum swippen, wischen, zoomen, und diesen noch nach Möglichkeit selbst frei konfigurieren.
Das Antriebssystem ist jedoch zumindest für Mercedes neu, und kommt mit einem virtuellen elektronischen Antriebsstrang für Vorder- und Hinterachse. Damit soll der EQC die Fahreigenschaften eines Allradantriebs erhalten. Es handelt sich dabei jedoch nur um je einen separaten Elektromotor an der Vorder- und Hinterachse der getrennt angesteuert wird. Ein altes aber bewährtes Konzept, das z.B. Tesla so schon seit Jahren anbietet. Lustig ist hierbei, das die Macher bei Mercedes sich vom alten „Getriebe-Denken“ nicht lösen konnten, und das Ganze noch 4 MATIC nennen. Ganz so, als ob der Wagen noch über ein altertümliches Verbrennermotoren Getriebe verfügen würde.
Selbstverständlich sind auch beim EQC alle heute üblichen Assistenzsysteme eines Oberklasse Fahrzeugs verbaut. Es gibt auch eine eigene App. Aber all dies ist bei einem so hohen Preis ja wohl auch selbstverständlich. Messen muss sich Mercedes jedoch wie es mit der Vernetzung seiner Fahrzeuge aussieht. Z.B. ob es automatische Updates zur Fahrzeugverbesserung, sowie ständige elektronische Erweiterungen mittels Downloads über Nacht gibt. Tesla macht hierbei vor was heute Sache ist, und wo die Musik gespielt wird.
Die Reichweite laut NEFZ liegt angeblich bei 450 Kilometern. Wobei dieser Wert getrost bezweifelt werden kann. Mercedes selbst gibt den Energieverbrauch bei schonender Fahrweise mit 22,2 kWh/100 km an. Gehen wir von der durchschnittlichen Verlustrate von 10% aus, und das sich der verbaute 8o KwH Accu nicht ganz entladen lässt, so kommen wir rein rechnerisch auf höchstens 300-350 km realistischer Reichweite. Dies ist auch der Grund warum Mercedes noch Werte nach dem alten NEFZ Messverfahren angibt, und die Werte nach der neuen alltagsgerechteren WLTP Prüfnorm verschweigt. Man will sich eben nicht vergleichen lassen.
Der EQC verfügt serienmäßig über einen Lader mit einer Leistung von 7,4 kW und ist damit für das Wechselstrom-Laden (AC-Laden) zu Hause und an öffentlichen Ladestationen vorbereitet. Teilen wir einmal ganz laienhaft die 80 kWh Akku Kapazität durch den Ladestrom von 7,4 kW so wissen wir ungefähr wie lange das dauert.
An einer Mercedes-Wallbox soll der Akku bis zu drei Mal schneller geladen sein als an einer Haushaltssteckdose. Was immer noch ziemlich lange ist. Noch schneller könnte der EQC serienmäßig angeblich über eine Ladestation mit Gleichstrom auftanken, zum Beispiel an einem CCS (Combined Charging Systems) mit einer maximalen Leistung von bis zu 110 kW. Die Ladezeit von zehn auf 80 Prozent Restkapazität (SoC) beträgt dann laut Mercedes etwa 40 Minuten. Na ja, wers glaubt wird selig.
Untenstehend ein Video vom wohl erfahrensten Elektroautofahrer Deutschlands. Dieser ist nicht nur Unternehmer (der wohl größte deutsche Whiskey Versandhändler), sondern auch vom eigentlichen Beruf her Maschinenbau Ingenieur mit der Fachrichtung Luft- und Raumfahrttechnik. Er war jahrelang in Sachen Fahrzeug Optimierung unter Anderem auch bei Opel tätig. Viel wichtiger ist aber, er ist der deutsche Elektroauto Pionier schlechthin, und mit einem seiner Tesla der derzeitige Weltrekordhalter im Elektro Langstrecken Fahren (2.424 km in 24 Std. inkl. Ladezeiten). Seiner Bewertung des EQC vertrauen wir deshalb weit mehr, als den zum Teil in der Elektromobilität noch unerfahrenen „Fach“ Redakteuren, die lediglich die Hersteller Infos nachplappern.
Über das eigentliche Fahren mit dem Mercedes können wir leider noch nichts sagen. Noch ist niemand, außer ein paar Mercedes Mitarbeiter, selbst mit ihm gefahren. Das Mitfahren fühlte sich jedoch ganz gut an. Herausragend besser als die Elektro Oberklasse Konkurrenz ist der Mercedes jedoch sicher nicht. Man spricht deshalb auch bei Mercedes nur vom besten und rundesten Gesamtkonzept. Was wohl real nicht mehr als „guter Durchschnitt“ bedeutet. Aber selbst wenn man die sicher sehr gute Verarbeitung mit einrechnet, gibt es wohl schon Besseres für weniger Geld. Jeder hatte wohl durch die monatelang laufende Entwicklung und lange Vorankündigung eben wirklich etwas Besonderes erwartet. Diese Erwartungen wurden komplett entäuscht.
Vorläufige technische Daten
Direkte CO2-Emission: 0 g/kg
Stromverbrauch (NEFZ): 22,2* kWh/100 km
Reichweite (NEFZ): über 450* km
Antrieb: 2 Asynchron-Maschinen, Allradantrieb
Nennleistung: 300 kW (408 PS)
Max. Drehmoment: 765 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (abgeregelt)
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,1 s
Batterie: Lithium-Ionen
Energieinhalt Batterie (NEFZ): 80 kWh
Batteriegewicht: 650 kg
Länge/Breite (mit Spiegel)/Höhe: 4761/1884 (2096) /1624 mm
Spurweite (VA/HA): 1625/1615 mm
Radstand: 2873 mm
Gepäckraum (je nach Ausstattung): ca. 500 L
Leergewicht/zul. Gesamtgewicht/Zuladung (DIN): 2425*/2930/505 kg